Die neue Weltanschauung (ein kurzer Ausschnitt)

1. Alles Werden und Vergehen im Weltall ist Leben und Umwandlung, was durch zwei Urkräfte vor sich geht.
2. Diese beiden Urkräfte liegen sich polar, sind also nach Kraft und Wesen voneinander verschieden.
3. Da nichts ohne Raum sein kann, so müssen die Urkräfte im Raume selbst begründet sein oder hinter den Raumkräften als polare Welturkräfte wirken.
4. Konzentrationskraft bis in die unendliche Kleinheit und Feinheit des Raumes ist die eine, Ausdehnungskraft bis zur unendlichen Grösse und Ausdehnung die andere Urenergie.
5. Allen Dingen und Lebenserscheinungen der Welt ist ein Teil von diesen beiden Urkräften mitgegeben, es waltet in ihnen daher ein zweifach polares Prinzip, das negative und positive.
6. Alle Einheit ist aus dieser Zweiheit hervorgegangen und nicht umgekehrt. Eine Umwandlung der Kräfte, Dinge und aller Lebenserscheinungen in der Welt geht so lange vor sich, bis die Einheit in Form von Harmonie in allen Vielheiten des Lebens in sich zur urewigen Kraft und möglichst unabhängig von den beiden polaren Welturkräften erreicht ist.
7. Die Einheit aller niedrigsten und höchsten Individualitäten ist daher nicht am Anfang gewesen, sondern sie ist erst in der Entwicklung geworden.
8. Die Einheit oder die Harmonie im All ist das ewig Werdende, dem alles Weltdasein im Kleinen und Grossen zustrebt.
9. Jede Individualität, auch der Mensch, ist eine Einheit, welche von zwei verschiedenen Wesenheiten gezeugt wurde; ähnlich so ist es mit allen anderen Dingen, auch mit denen, welche scheinbar monistisch gezeugt worden sind.
10. Der Mensch als einheitliches Individuum lebt wiederum aufgrund zweier polarer Kräfte.
11. Die eine dieser Kräfte liegt in ihm, die andere ausser ihm.
12. Die Kraft, welche in ihm liegt, ist die individuelle Lebensenergie; die, welche ausser ihm liegt ist die Summe der mannigfaltigen Lebensreize seiner Umgebung.
13. Analog der universellen Energie um den Menschen herum, welche anziehend und abstossend auf ihn einwirken kann, bildete sich die individuelle, expansive oder ausdehnende und ausstrahlende Kraft Helioda* besonders aus.
14. Konträr zur ausdehnenden Kraft wirkt jene individuelle Energie, welche alle inneren und äusseren materiellen Kräfte in sich zu konzentrieren sucht, dies ist der individuelle Magnetismus. Vielfach analog der geistigen Strahl-und Lebenskraft wirkt die Elektrizität als mechanische Kraft, und umgekehrt wirkt die negative Helioda als geistiges Auffassungsvermögen vielfach analog dem Magnetismus.
15. Das Leben des Menschen geht gewissermassen elektromagnetisch vor sich aufgrund zweier Kraftpole.
16. Im Individuum herrschen der aktive Magnetismus und die Elektrizität als materielle, die negative oder die Empfindungen aufnehmende und die ausstrahlende Helioda als geistige Kräfte. Die Helioda ist nicht eine mechanische Kraftbewegung, die lediglich von äusseren Reizen bewirkt wird, sondern sie ist eine von innen heraus empfindende, negative und als selbstschöpferische Lebensstrahl- und Formbildungsenergie eine positive Kraft.
17. Wechseln die Lebenspole, so dass die Aussenreize mit der ausstrahlenden Helioda positiv, die magnetische Konzentrationsenergie und das Empfinden im Individuum negativ wirken, dann geht eine Umwandlung des Individuums vor sich, die man als Tod bezeichnet.
18. Einen absoluten Tod gibt es nicht, sondern nur Wandel der Form, Tausch der polaren Kräfte.
19. Alles Leben hat den Zweck, durch sich selbst dem Ganzen zum Besten zu dienen; umgekehrt soll das Ganze dem Einzelnen zum Besten dienen.
20. Das Beste, dem gedient werden kann und soll, ist das Prinzip der Entwicklung zum höchsten Weltdasein, zur vollendetsten Lebenseinheit aller individuellen Vielheiten.
* siehe Ausführungen zur Kraftrichtungsordnung im Hauptwerk "Menschenkenntnis" (Herausgegeben: 1903 -1905 von Carl Huter)